Mikroskopische Aufnahme mit Leuchtmitteln markierter Blutkörperchen in einer Gegenüberstellung von gesunden Menschen und Long Covid Patienten. Letztere sind großflächig grün leuchtend, erstere kleine grüne Punkte.

Erste Hinweise auf entzündliche Mikrogerinnsel im Blut von Personen, die an Long COVID leiden

Neue For­schun­gen zei­gen, dass eine Über­las­tung ver­schie­de­ner ent­zünd­li­cher Mole­kü­le, die buch­stäb­lich in unlös­li­chen mikro­sko­pi­schen Blut­ge­rinn­seln (Mikro­ge­rinn­seln) „gefan­gen“ sind, die Ursa­che für eini­ge der anhal­ten­den Sym­pto­me sein könn­te, die Per­so­nen mit Long COVID erleben.

Die­se uner­war­te­te Erkennt­nis wur­de von Prof. Resia Pre­to­ri­us, einer For­sche­rin am Insti­tut für Phy­sio­lo­gi­sche Wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Stel­len­bosch (SU), gemacht, als sie anfing, Mikro­ge­rinn­sel und ihren Mole­ku­lar­ge­halt in Blut­pro­ben von Per­so­nen mit Long COVID zu unter­su­chen. Die Ergeb­nis­se wur­den seit­dem von Exper­ten begut­ach­tet und im August 2021 in der Zeit­schrift Car­dio­vas­cu­lar Dia­be­to­lo­gy ver­öf­fent­licht.

„Wir fan­den hohe Kon­zen­tra­tio­nen ver­schie­de­ner ent­zünd­li­cher Mole­kü­le, die in Mikro­ge­rinn­seln gefan­gen sind, die im Blut von Per­so­nen mit Long COVID vor­han­den sind. Eini­ge der ein­ge­schlos­se­nen Mole­kü­le ent­hal­ten Gerin­nungs­pro­te­ine wie Fibri­no­gen sowie Alpha(2)-Antiplasmin“, erklärt Prof. Pretorius.

Alpha(2)-Antiplasmin ist ein Mole­kül, das den Abbau von Blut­ge­rinn­seln ver­hin­dert, wäh­rend Fibri­no­gen das Haupt­ge­rin­nungs­pro­te­in ist. Unter nor­ma­len Bedin­gun­gen hält das Plas­min-Anti­plas­min-Sys­tem des Kör­pers ein fei­nes Gleich­ge­wicht zwi­schen der Blut­ge­rin­nung (dem Pro­zess, durch den das Blut ver­dickt und koagu­liert, um den Blut­ver­lust nach einer Ver­let­zung zu ver­hin­dern) und Fibri­no­ly­se (der Pro­zess des Abbaus des Fibrins im koagu­lier­ten Blut, um die Bil­dung von Blut­ge­rinn­seln zu verhindern).

Mit hohen Alpha(2)-Antiplasminspiegeln im Blut von COVID-19-Pati­en­ten und Per­so­nen, die an Long COVID lei­den, wird die Fähig­keit des Kör­pers, die Gerinn­sel abzu­bau­en, erheb­lich gehemmt.

Die Unlös­lich­keit der Mikro­ge­rinn­sel wur­de deut­lich, als Dr. Maré Vlok, ein lei­ten­der Ana­lyst in der Mas­sen­spek­tro­me­trie­ein­heit der zen­tra­len ana­ly­ti­schen Ein­rich­tun­gen der SU, fest­stell­te, dass die Blut­plas­ma­pro­ben von Per­so­nen mit aku­tem COVID und Long COVID nach der Ver­dün­nung wei­ter­hin unlös­li­che Pel­lets am Boden der Röhr­chen ablagerten

Er alar­mier­te Prof. Pre­to­ri­us auf die­se Beob­ach­tung und unter­such­te sie wei­ter. Sie sind jetzt die ers­te For­schungs­grup­pe, die über die Suche nach Mikro­ge­rinn­seln in den Blut­pro­ben von Per­so­nen mit Long COVID berich­tet hat, indem sie Fluo­res­zenz­mi­kro­sko­pie und Pro­teo­mi­k­ana­ly­se ver­wen­den und damit ein wei­te­res Rät­sel im Zusam­men­hang mit der Krank­heit gelöst haben.

Von beson­de­rem Inter­es­se ist das gleich­zei­ti­ge Vor­han­den­sein per­sis­ten­ter anoma­ler Mikro­ge­rinn­sel und eines patho­lo­gi­schen fibri­no­ly­ti­schen Sys­tems“, schrei­ben sie in der For­schungs­ar­beit. Dies bedeu­tet, dass das Plas­min- und Anti­plas­mingleich­ge­wicht für Patho­lo­gien bei Long COVID von zen­tra­ler Bedeu­tung sein kann, und lie­fert wei­te­re Bewei­se dafür, dass COVID-19 und jetzt Long COVID signi­fi­kan­te kar­dio­vas­ku­lä­re und Gerin­nungs­pa­tho­lo­gien haben.

Wei­te­re For­schun­gen zu einem The­ra­pie­re­gime zur Unter­stüt­zung der Gerin­nung und der fibri­no­ly­ti­schen Sys­tem­funk­ti­on bei Per­so­nen mit anhal­ten­den lan­gen COVID-Sym­pto­men wird empfohlen.

In Zusam­men­ar­beit mit dem Gefäß­in­ter­nis­ten Dr. Jaco Laub­scher von Medicli­nic Stel­len­bosch (Mit­au­tor des Arti­kels) pla­nen sie nun, die glei­che Ana­ly­se an einer grö­ße­ren Pati­en­ten­pro­be durch­zu­füh­ren. Bis heu­te haben sie Blut von hun­dert Long COVID-Per­so­nen gesam­melt, die am Long COVID-Regis­ter teil­ge­nom­men haben, das im Mai 2021 ein­ge­führt wur­de, sowie von 30 gesun­den Per­so­nen. Die For­schung wird vom Long COVID Rese­arch Cha­ri­ta­ble Trust finan­ziert, einem Trust, der mit einer ers­ten Spen­de von Herrn Koos Pre­to­ri­us aus ENSa­f­ri­ca gegrün­det wur­de. Es ist beab­sich­tigt, dass die­ses Ver­trau­en als Vehi­kel genutzt wird, um wei­te­re Mit­tel für die Erfor­schung der Ursa­chen und der wirk­sa­men Behand­lung von Men­schen mit Long COVID zu sammeln.

Der Arti­kel „Per­sis­ten­te Gerin­nungs­pro­te­in­pa­tho­lo­gie bei lan­gen COVID/Postakuten Seque­lae von COVID-19 (PASC) wird von erhöh­ten Anti­plas­min­spie­geln beglei­tet“ wur­de im August 2021 in der kar­dio­vas­ku­lä­ren Dia­be­to­lo­gie ver­öf­fent­licht und ist online unter https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34425843/ ver­füg­bar.

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